
Silbernes Debüt für Charlotte Oehm
Magdeburgerin auf der Karate Europameisterschaft
Von Bianca Walsleben
Bilder: Stefan Kalweit-Schaulies
Voller Hoffnung und dann doch überrascht erfährt Charlotte Oehm vor fünf Wochen auf der Deutschen Meisterschaft des DJKB, dass sie für die 27. JKA Europameisterschaft in Prag nominiert ist - gleich in drei Kategorien: Kata Einzel, Kumite Einzel und Kumite Team.
Die Karateka des „Hatsuun Jindo“ Karate-Club Magdeburg-Barleben e. V. ist erst seit kurzer Zeit Mitglied der Jugend-Nationalmannschaft des DJKB und hat sich nicht zu hoffen gewagt, gleich auf ihrem ersten internationalen Wettkampf starten zu dürfen. Ihre Nominierung nahm sie sehr ernst und trainierte nahezu jeden Tag sowohl im regulären Training, als auch zusätzlich selbständig. Immer an ihrer Seite waren ihre Trainingskameraden aus dem Verein, die sie tatkräftig unterstützten.
So ließen sie es sich auch nicht nehmen, als Überraschung zur Europameisterschaft anzureisen und ihre Starterin auch vor Ort anzufeuern. In Prag angekommen sah sich Charlotte 336 Karatekas aus 25 Nationen gegenüber. Sie selbst startete in der Altersklasse der 16 bis 17jährigen.
Im Kata Shiai stand die Starterin vom HKC gleich in der ersten Runde der späteren Europameisterin aus Belgien gegenüber. Trotz der dynamischen Armtechniken in der geforderten Heian Nidan konnte die Belgierin mit besseren Ständen die Begegnung für sich entscheiden.
Der Start im Kumite Shiai verlief erfolgreicher. In Runde eins trat Charlotte gegen eine Schweizerin an. Als es nach den regulären zwei Minuten Kampfzeit noch null zu null stand, ging es in die Verlängerung. Hier greift in der Altersklasse der Jugend die Regel, dass diejenige, die den ersten Punkt in der Verlängerung macht, den Kampf gewinnt. Dieser Druck gab der Magdeburgerin den nötigen Anschub, um aktiv vorzugehen. Mit einem langen Oikomi-Zuki holte sie den Wazari und damit den Sieg dieser Runde. Im zweiten Kampf ging es gegen eine Engländerin. Charlotte bewies ein sehr gutes Auge und konnte zweimal den richtigen Moment abpassen, um mit Gyaku-Zuki Jodan ihre Gegnerin auszukontern. Somit zog sie ohne Gegentreffer in Runde drei ein. Hier stand sie der späteren Vizeeuropameisterin aus Tschechien gegenüber. Der Kampfstil ihrer Kontrahentin verlangte Charlotte ein wenig zu viel Respekt ab, wodurch sie zu vorsichtig wurde und nicht mehr mit ausreichender Konsequenz nach vorne ging. Die schnellen Attacken der Tschechin konnte Charlotte nicht bremsen. Leider waren die Angriffe nicht nur schnell, sondern auch hart und zu oft zu nah. Trotz zweier Behandlungspausen wegen zu hartem Kontakt der Tschechin gab sich Charlotte nicht geschlagen und hielt dagegen. Am Ende musste sie sich aber mit null zu zwei im Poolfinale geschlagen geben, was einen Platz unter den besten acht bedeutete.
Trainer und Mitgereiste konnten neben aufbauen Worten auch nützliche Hinweise zu den Einzelkämpfen mitgeben, sodass Charlotte später mit neu entfachtem Ehrgeiz noch im Teamwettbewerb antrat.
Gemeinsam mit ihren Mannschaftskolleginnen Sara Reister aus Konstanz und Teresa Raiman aus Hannover ging es in den ersten Kampf gegen Serbien. Charlotte ging als Startkämpferin für das deutsche Team auf die Tatami und legte den Grundstein für alles, was noch folgen sollte. Sie gewann eindeutig mit zwei zu null Wertungen. Ihre beiden Kolleginnen gewannen und verloren die nächsten beiden Kämpfe. Mit zwei zu eins Punkten zog das deutsche Team ins Viertelfinale ein. Dort ging es gegen England. Wie auch im Einzelwettbewerb konnte Charlotte erneut überzeugen und ohne Gegentreffer gewinnen. Nach den beiden Folgekämpfen ging es erneut mit zwei zu einem Sieg eine Runde weiter für Deutschland – Einzug ins Halbfinale gegen die Mannschaft der Schweiz. Charlotte setzte ihre Siegesserie ohne Gegenwertungen fort und auch die zwei anderen deutschen Starterinnen gewannen ihre Begegnungen, sodass der Finaleinzug mit drei zu null Siegen eindeutig war. Auch in diesem letzten Kampf musste das deutsche Team gegen Tschechien antreten. Die Gegnerin der der Starterin vom HKC war keine Unbekannte. Auf der Weltmeisterschaft im Oktober vergangenen Jahres in Japan war sie unter den Top acht der Welt. Eine Aufgabe, die einem Finale würdig ist. Charlotte lag zunächst mit einem Punkt zurück, schaffte aber die mentale Kehrtwende. Durch ihr energisches und druckvolles Verhalten und einem blitzschnellen Jodan-Konter in den letzten zwanzig Sekunden der regulären Kampfzeit, sicherte sie sich noch einen Punkt und konnte ein Unentschieden für ihr Team herausholen. Ihre beiden Mannschaftskolleginnen konnten ihre Begegnungen leider nicht für sich entscheiden, sodass die Goldmedaille an Tschechien ging. Es gelang Charlotte als einzige keinen Teamkampf zu verlieren. Doch das Engagement des deutschen Teams bescherte ihnen den Vizeeuropameistertitel.
Charlotte hat bewiesen, dass sie zu Recht nominiert wurde und konnte die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. Den guten Monat seit der Bekanntgabe hat sie keine Gelegenheit zur Verbesserung ungenutzt gelassen und neben extra-Einheiten, regulärem Training, dem Geben von Kindertraining und der Schule unermüdlich durchgezogen und eine Leistungssteigerung im richtigen Moment geschafft. Der gesamte Verein, ihre Trainer, Trainingspartner und vor allem ihre Familie, die ebenfalls fleißige Karateka sind, blicken voller Stolz auf die Leistung der internationalen Debütantin. Ein Talent, das man im Auge behalten muss.
Mehr Bilder oder Fragen zum Beitrag?
Dann meldet euch gerne unter oeffentlichkeitsarbeit@hkc-magdeburg.de