Das Warten hat ein Ende – Deutsche Karate Meisterschaft des DJKB

Von Bianca Walsleben

Die Deutsche Meisterschaft war der erste große Karate-Wettkampf des DJKB seit fast zwei Jahren. Die Athleten mussten viel Durchhaltevermögen beweisen, als sie fortwährend trainierten, ohne zu wissen, wann sie endlich wieder zum Einsatz kommen. Am vergangenen Samstag war es so weit: In Bochum gingen Karatekas aus 50 Vereinen in rund 500 Starts auf die Fläche.
Unter ihnen waren 32 Teilnehmer des „Hatsuun Jindo“ Karate-Club Magdeburg-Barleben e. V. Aufgrund der Hygiene-Konzepte war die Durchführung in diesem Jahr sehr besonders: Die Starter wurden nacheinander erst in die Halle gelassen, wenn ihre Altersklasse auf dem Zeitplan stand. Wenn die Gruppe abgeschlossen war, mussten die Teilnehmer die Halle wieder verlassen. Das erzeugte enormen logistischen Aufwand in den Vereinen, da die wenigstens aus der Ausrichterstadt kamen und eine gemeinsame An- und Abreise, wie sonst üblich, nicht umzusetzen war. Publikum war nicht erlaubt und eine große Siegerehrung war, basierend auf diesem Konzept, nicht möglich. So war es ein ruhiger Einstieg in die Wettkampfsaison, in dem zwar jeder sein Bestes auf der Kampffläche gab, das Feiern jedoch in den privaten Bereich verschoben werden musste. Nichts desto trotz waren die Vorfreude und Aufregung groß, dass man sich nun endlich wieder messen konnte.
Den Anfang machten die Neun- bis Elfjährigen und dort landeten Arne Krippendorf und Emil Haufler gleich den ganz großen Wurf. Die beiden Magdeburger schenkten sich nichts und das honorierten auch die Kampfrichter. Beide zeichnen sich durch enormen Kampfgeist und Schnelligkeit aus.
Im Kata-Wettkampf hatte Arne Krippendorf die Nase vorn vor Emil Haufler. Letzter belegte den dritten Platz mit Heian Sandan und Arne errang Gold mit der gleichen Kata.
Emil, der hier noch das Nachsehen hatte, zeigte im Kumite, wie sehr ihn das motivierte. Der letzte Kampf wurde zwischen ihm und Arne ausgetragen und dieses Mal hatte Arne das Nachsehen.
Emil Haufler ist nun Deutscher Meister im Kumite und Arne Deutscher Vizemeister. Ein beachtlicher Erfolg, finden auch die Nachwuchstrainer Juliane Gluschke und Niklas Huckauf.
Eine Altersklasse höher (12-13 Jahre) ging Tim Kaschlaw mit vier weiteren Kollegen des HKC an den Start. Seine Teammitglieder schlugen sich im Kumite zwar gut und erzeugten knappe Entscheidungen, schafften aber nicht den Sprung über die zweite Runde hinaus. Sie feuerten gemeinsam Tim Kaschlaw an, der sich Runde um Runde vorarbeitete und ein denkbar knappes Finale lieferte. Der erste Durchgang gegen den Bremer Liam Köppe wurde unentschieden gewertet. Tim, der insbesondere seine Stärken im Angriff hat und dort häufig Punkte sammeln kann, nutzte diese Fähigkeit zum richtigen Zeitpunkt und entschied die Begegnung für sich – Gold für den HKC.
Eine besondere Überraschung war Amy Lüer. Zum ersten Mal überhaupt ging die 14-Jährige im Freikampf an den Start. Ihr standen schwierige Kämpfe mit sehr aktiven Gegnerinnen bevor, doch davon ließ sich die Barleberin nicht beeindrucken. Runde um Runde sammelte sie ihre Punkte und kämpfte sich mit viel Engagement und unter dem Coaching von Cheftrainer Stephan Walsleben bis ins Finale vor. Erst dort musste sie sich geschlagen geben. Der Titel der Deutschen Vizemeisterin ist ein großartiger Erfolg für die noch junge Athletin und es wird spannend zu beobachten, wie Amy sich entwickelt.
Ein unvorhersehbarer Erfolg war die Kata-Goldmedaille für Valentin Hennig, der nach sehr langer Karatepause wieder gestartet ist und auf Anhieb gewann. Es zeigt, wie tief jahrelanges technisches Training im Körper abgespeichert wird und dass er weder an Dynamik, noch an Performance verloren hat. Für die restliche Zeit des Tages war Valentin als Coach für seine Teamkollegen im Einsatz und an der Tatami (Wettkampffläche) kompetent an ihrer Seite.
In den Kata-Ausscheidungen der 18- bis 20-Jährigen Herren schafften gleich drei Karatekas des HKC den Sprung ins Finale: Leon Schott, Huy Bui Ngoc und Simon Zerlin. Als erster ging Huy Bui Ngoc an den Start und zeigte Nijushiho. Leider hielten seine Nerven der Aufregung nicht stand, sodass er im letzten Drittel der Darbietung einen Aussetzer hatte und die bis dahin gut vorgeführte Kata abbrechen musste. Nach ihm ging Simon Zerlin mit derselben Kata an den Start – schwierig angesichts dessen, dass er Huys Missgeschick gesehen hatte. Doch er hielt der Situation stand und errang eine Gesamtwertung von 24,0 Punkten. Diese galt es nun zu schlagen. Thomas Hoffmann aus Dieburg zeigte als dritter Finalist Enpi und erhielt 23,4 Punkte. Als letztes zeigte Leon Schott seine neue Finalkata Gojushiho Sho. Ihm erging es ähnlich wie Huy. Mitten in der Kata zeigte er eine falsche Bewegung, konnte jedoch nahtlos fortsetzen, sodass es fast nicht auffiel. Aber eben nur fast. Den wachsamen Augen der Kampfrichter entging es nicht, sodass sie einige Zehntel von ihrer Wertung abziehen mussten. Übrig blieben 23,1 Punkte und somit Bronze für Leon und die Goldmedaille für die ungeschlagene Kata von Simon Zerlin.
Die Karatekas gingen nicht nur einzeln an den Start, sondern auch im Teamwettbewerb. Zu ihnen zählt das Damen Kata- und Kumite-Team um Jana Elvers, Jette Lüdke und Pia Gniot. Aufgrund von Verschiebungen im Ablaufplan wurden die drei noch vor ihren Einzelstarts an die Tatami gerufen, um im Kata-Team anzutreten. Dort zeigten sie Bassai-Dai und setzten sich mit gutem Abstand gegen die gegnerischen Mannschaften durch und errangen den Deutschen Meistertitel.
In gleicher Konstellation gingen sie im Kumite-Team an den Start. Die erste Begegnung gewannen sie zügig, doch die zweite Runde gestaltete sich schwieriger. Am Ende stand es nach Punkten unentschieden, sodass Jana Elvers ausgewählt wurde, den Stichkampf für den HKC zu bestreiten. Motiviert durch ihre Mannschaftskollegen und Trainer Stephan Walsleben bewies sie noch einmal Nervenstärke sowie Kampfeswillen und entschied das Stechen für sich.
Im Finale um Platz eins ging es gegen die Mannschaft aus München. Den ersten Kampf bestritt Pia Gniot und siegte mit zwei Wazaris. Als zweites wäre Jette Lüdke dran gewesen. Sie musste jedoch aussetzen, da eine alte Verletzung am Knie wieder ausgebrochen war. Für sie sprang kurzerhand Fiona Willuweit ein. Noch etwas verhalten in der neuen Situation ging der zweite Kampf an München. Als letztes musste erneut Jana Elvers die Ruhe bewahren, obwohl sie es in der Hand hielt, die Mannschaft zum Sieg zu führen. Ihre Gegnerin war ihr nicht unbekannt. In ihrem Einzelwettbewerb schied sie gegen Jil Anthony, die nun für München startete, aus. Der Team-Kampf starte offensiv mit einem sehr guten Jodan-Zucki, der mit einem Wazari für Jana belohnt wurde. Jil Anthony ließ keine Zeit verstreichen und konterte mit der gleichen Technik – Wazari. Gleichstand und der nächste Punkt würde die Entscheidung bringen. In diesem Bewusstsein gingen beide mit Giaku-Zucki-Jodan und für den außenstehenden Beobachter zeitgleich vor. Die Kampfrichter entschieden jedoch, dass Jil Anthony einen Hauch zuvor kam und so war das Urteil gefallen und die Damen des HKC Deutsche Vizemeister.
Ein weiteres der insgesamt vier Kumite-Teams war das um Huy Bui Ngoc, seinem Bruder Roman Dinh und dem Gastkämpfer aus Tamm, Tom Priebernig, der eingeladen wurde, da Niklas Huckauf vom HKC aufgrund einer Handverletzung nicht kämpfen konnte. Ihnen standen harte und aufregende Begegnungen bevor, da sie in der Gruppe ab 21 Jahren antraten. Die drei zeigten, dass sie selbst gegen erfahrene Kämpfer gewinnen konnten und standen schlussendlich im kleinen Finale der Mannschaft aus Siegen gegenüber. Die Gegner schenkten sich nichts und die Kampfrichter mussten nach dem sehr langen Tag noch einmal ein gutes Auge beweisen, um die sehr schnellen Techniken der Athleten sehen und bewerten zu können. Nach den drei Kämpfen stand es unentschieden und ein Stichkampf musste entscheiden, wer Bronze bekam und wer um Gold kämpfen durfte. Für den HKC ging Roman Dinh gegen Aymen Ben-Romdhane an den Start. Beide Nationalkaderathleten und auf internationalem Parkett unterwegs, verlangten sich gegenseitig alles ab. Techniken, zwischen die kein Augenblinzeln passte, wurden gezeigt. Am Ende ging der letzte Punkt an die Siegener Mannschaft und die Herren des HKC nahmen die Bronze-Medaille mit nach Hause.
Den schlagkräftigen Abschluss machte Fabian Lüdke in seinem Einzel-Kumite-Wettbewerb. Besonnen schaffte es der fast zwei Meter große Barleber endlich, seine Reichweite richtig einzusetzen. In jahrelangem Training mit Kumite-Ass Stephan Walsleben arbeiteten die beiden daran, sein Potenzial offen zu legen und zum richtigen Zeitpunkt, auf der Deutschen Meisterschaft, scheint der Knoten geplatzt zu sein. Die Techniken kamen zum richtigen Zeitpunkt, mit der passenden Intensität so überzeugend, dass Fabian Lüdke schlussendlich im Finale stand. Dieses verlief dann etwas unglücklich. Angespornt, in Aussicht auf den Titelgewinn, ging sein Gegner zu hart vor, trat Fabian so hart in den Bauch, dass dieser sich überschlug und dabei noch einen Faustschlag auf die Nase abbekam, der so stark war, dass der Wettkampfarzt befürchtete, die Nase wäre gebrochen und ihn deshalb aus dem Kampf rausnahm. Dafür wurde sein Gegner disqualifiziert. Somit der Sieg für den HKC-Kämpfer, den er sich gern anders geholt hätte. Das kann er nun in seiner neuen Form auf dem nächsten Wettkampf beweisen. Auf seinen Deutschen Meistertitel kann er trotzdem stolz sein.
Im Gepäck der Elbestädter waren am Ende 19 Medaillen – davon sieben goldene sowie jeweils sechs silberne und bronzene. Ein mehr als geglückter Start, nach solch langer Pause und nun hoffen die Kämpfer auf den JKA-Cup im November dieses Jahres.

Name

Kata

Kumite

Arne Krippendorf

1. Platz

2. Platz

Emil Haufler

3. Platz

1. Platz

Charlotte Oehm

4. Platz

 

Oliver Köhn

4. Platz

 

Tim Kaschlaw

 

1. Platz

Amy Lüer

 

2. Platz

Benjamin Talarczyk

 

3. Platz

Valentin Hennig

1. Platz

 

Team Damen (Jette
Lüdke, Pia Gniot, Jana Elvers)

1. Platz

2. Platz + Fiona
Willuweit

Simon Zerlin

1. Platz

 

Leon Schott

3. Platz

 

Fabian Lüdke

 

1. Platz

Huy Bui Ngoc

4. Platz

3. Platz

Team Herren (Huy Bui
Ngoc, Roman Dinh, Tom Priebernig)

 

3. Platz

Team Herren 15-17
Jahre (Robin Nitsche, Lucas Elvers, Colin Datko)

 

2. Platz

Sophie Willuweit

 

2. Platz +
 

3. Platz Team
Konstanz

Team Herren (Ferenc
Dattko, Niklas Huckauf, Leon Schott)

2. Platz

 

unsere deutschen Meister

Arne Krippendorf und Emil Haufler
Tim Kaschlaw
Valentin Hennig
Simon Zerlin
Fabian Lüdke
Kata Team Damen
Pia Gniot, Jana Elvers, Jette Lüdke


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